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 Flachwagen mit Brammenladung
Das Stahlwerk auf meiner Anlage produziert Brammen, die an Walzwerke weitertransportiert werden. Dazu sind eine Menge tragfähige Flachwagen nötig, die nun alle beladen auf der Anlage eingesetzt werden. Vorhanden sind insgesamt fünf Wagentypen:
  • Das Trix-Modell eines Sammp705 (auf dem ersten Bild rechts hinten). Der Sechsachser wurde während des 2. Weltkriegs für den Panzertransport gebaut und später noch lange von der Bundeswehr, aber auch für die Stahlindustrie eingesetzt. Der Wagen kann mit 80t beladen werden. Das Modell ist ganz nett, leider liegen die Puffer deutlich höher als bei anderen Wagen. Die alberne außermittige Anlenkung der Drehgestelle fällt auf den von mir verwendeten Radien zum Glück nicht auf.
  • Das Roco-Modell eines Sas710 (auf dem ersten Bild links hinten). Dieser Sechsachser stammt aus den 60ern und 70ern. Der Verwendungszweck ist ähnlich dem Sammp705, er schafft aber bis zu 89t. Das Modell ist ziemlich gut ausgefallen, mit einzeln einsetzbaren Ladeschwellen, Übergangsbleche und Halterungen für unbenutzten Rungen. Leider haben sich eine ganze Reihe dieser Wagenmodelle verzogen und einen Buckel bekommen.
  • Das Roco-Modell eines Rlmmp700 (auf dem ersten Bild vorne links). Der Vierachser stammt auch aus dem zweiten Weltkrieg. Er schafft nur 54t Ladegewicht. Das Roco-Modell ist schon etwas älter, nicht so schön detailliert wie der Sas710, aber ich wollte die Wagen nicht vergammeln lassen.
  • Das Liliput-Modell eines Sahs711 (auf dem ersten Bild vorne rechts). Sowohl Modell als auch Original sind die Jüngsten in diesem Quintett. Der Sahs711 wurde ab Mitte der 70er gebaut, in erster Linie für den Coil-Transport, aber auch vereinzelt zum Versand von Brammen und kann mit 89t beladen werden. Das Liliput-Modell von 2008 hat bei der Ankündigung für Freude und bei der Auslieferung für Enttäuschung gesorgt. Die Drehgestelle haben eine Tiefenwirkung wie Fallers Mauerpappe und die Mulden sind unten abschnitten, daher für den Coil-Transport kaum geeignet. Das soll durch die Alterung und Brammenbeladung kaschiert werden.
Natürlich kommen die bekannten Revell-Lackdosen zum Einsatz, aber auch Tamiya-Farben, Metallfarben von Gunze-Sangyo, Airbrush-Farben von Hansa Aero-Pro und Acrylfarben aus der Tube, hier mit den Farbtönen Siena, gebranntes Siena und gebranntes Umbra. Die Tuben gibt es im Baumarkt in der Bastelecke.
 
 Vorbilder
Fotos von Flachwagen, die bei HKM in Duisburg entstanden, dienen als Orientierung für die Fahrzeug-Alterung: Der Wagenrahmen ist graubraun, die Ladefläche erscheint in einem schwer definierbaren Farbton zwischen verschossenem Holz und Roststaub. Auf dem zweiten Bild verrät der schwarze Rahmen, daß er erst vor kurzer Zeit aufgefrischt wurde, man vergleiche mit dem Wagen dahinter. Die seltsame Färbung der Ladefläche kommt durch Regen, man sieht genau, wo die Brammen das noch recht frische Holz geschützt haben. Auffällig sind die rostigen Rungen, die teilweise schief stehen. Sehr unauffällig hingegen die Ladeschwellen, die sich kaum vom Holzboden abheben.
 
 Drehgestelle und Radsätze
Die Radsätze wurden mit Waschbenzin entfettet und dann mit einem Gemisch aus den Revellfarben Rotbraun (37) und Mattschwarz lackiert. Dazu habe ich mir jeden Radsatz mit einer Pinzette geschnappt und mit dem Airbrush gespritzt, einschließlich der Rückseiten der Radscheiben.
 
Die Drehgestelle wurden zuerst mit Prilwasser gereinigt, dann mit Revell Mattschwarz grundiert. Anschließend wurden sie mit Tamiya XF64 Rotbraun eingenebelt, dabei durfte hier und dort ruhig Schwarz durchscheinen. Weitere Akzente erfolgten dann mit Hansa Aero-Pro Farben: Die Federpakete wurden mit "Siena" versehen, die Bremsklotze mit "Whiskey" hervorgehoben und abschließend etwas glänzendes Schwarz um die Achslager herum verteilt. Also nach Standard-Verfahren - die Drehgestelle sind "in echt" so unauffällig dunkelbraunschwarz, daß man da nichts falsch machen kann. Bei dieser Anzahl Fahrzeuge hat sich die Arbeit zur Kleinserienfertigung entwickelt.
 
 Ladeflächen
Nun waren die Ladeflächen an der Reihe. Zuerst wurden alle Wagen demontiert, ausgenommen die Roco Rlmmp700. Bei dieser Gelegenheit wurden die verzogenen Roco Sas710 ausgerichtet. Dazu wurden die Kunststoff-Chassis gegen die Verzugsrichtung gebogen, eingespannt und mit einem Fön erwärmt. Die Ladeflächen aus Druckguß liesen sich einfach geradebiegen.
 
Die Farbgebung der Ladeflächen war nicht einfach, einerseits verschossenes Holz, andererseits der Dreck und Abrieb aus dem Stahlwerk. Dazu wurden die "Holzbohlen" mit Revell Hellgrau (77), aufgehellt mit viel Mattweiß, grundiert. Anschließend wurde Tamiya FX63 "German Grey" mit Isopropanol stark verdünnt und in die Fugen laufen gelassen. Acryl-Siena und -Umbra aus der Tube wurden sehr stark mit Wasser verdünnt und als "wash" auf die Ladeflächen gepinselt. Dabei wurde naß in naß gearbeitet und Wolken erzeugt. Abschließend wurden die Konturen mit ganz hellem Grau ein wenig betont (Drybrushing). Bei einem Wagen ist das eine spaßige Angelegenheit, bei einer ganzen Flotte artete es in Arbeit aus.
 
 Kleinigkeiten
Dann erfolgten die Detailarbeiten: Die Übergangsbleche der Sas710 wurden innen mit Rost versehen. Alle Rungen wurden in ein Farbglas mit ein paar Tropfen Hansa Aero-Pro gelegt und kräftig geschüttelt. Dabei wurden die Farbtöne "Kaffeebraun", "Siena" und zusätzlich Tamiya XF64 Rotbraun verwendet. Anschließend wurden die Rahmen und Ladeflächen wieder montiert, die Übergangsbleche angebracht und ein Teil der Rungen eingesteckt.
 
Die Rahmen wurden zunächst mit einem Gemisch aus stark verdünntem Tamiya XF22 "RML Grau" und XF52 "Flat Earth" (1:1) lasierend gespritzt. Das gibt dann einen ausgebleichten Effekt. Abschließend wurde mit Tamiya FX54 rotbraun eingenebelt, um einen Blaustich auf der Anlage zu vermeiden - dabei bekam jeder Wagen unterschiedlich viel ab. Nun konnten die restlichen Rungen in die Seitenhalterungen gepackt werden. Die Puffer erhielten noch Fettspuren mit Tamiya X10 "Gun Metal" und fertig. Die Bremssteller der Sas710 habe ich absichtlich nicht weiß ausgelegt: Beim Vorbild liegen die Stellhebel hinter den Trageprofilen (also "innen") und sind so dreckig, daß man sie auf den meisten Fotos nicht sieht.
 
 Liliput Sahs711
Der Liliput Sahs711 ist abweichend konstruiert und musste daher anders bearbeitet werden. Zwei Vorbildfotos aus Duisburg zeigen den typischen Wagenzustand. Links eine Wagengruppe mit auffällig großen Rostflecken, die Wagen haben wahrscheinlich eine Weile unbeladen gestanden. Normalerweise wird der Rost durch das Be- und Entladen der Coils abgewetzt.
 
Der Wagen auf dem zweiten Bild hat ziemlich viel braunen Staub abbekommen, der Lack in den Mulden ist bis zur weißen Grundierung und darüber hinaus abgeschabt. Außerdem gibt es eine weiße Hilfslinie, damit die Coils beim Beladen schön mittig geparkt werden. Diese Linie ist auch bei vielen anderen Coil-Transportern zu sehen.
Im ersten Schritt wurde die Mittellinie abgeklebt und dann mit Tamiya XF2 Mattweiß gespritzt. Anschließend wurden die "Kratzer" mit der gleichen Farbe und Pinsel imitiiert. Das sah noch ziemlich knallig und künstlich aus und wurde deshalb mit Tamiya FX64 Rotbraun eingenebelt. Anschließend wurden mit einem Gemisch aus Tamiya XF2 Mattweiß und XF20 Hellgrau frische Kratzer erzeugt und die Kanten der Höcker betont. Auf den Flanken und in den Mulden wurden Rostflecken mit Acrylfarben aus der Tube gestippelt.
 
Für den Brammentransport waren die Sahs711 mit hölzernen Ladeschwellen ausgerüstet, im Modell wurden dazu ein paar feine Holzprofile von Pullmann mit verdünntem Tamiya XF1 Schwarz "gebeizt" und auf die mittleren Höcker geklebt. Die Löcher an den Fronten wurden mit mattschwarzer Farbe imitiiert, die Puffer erhielten ihre Fettspuren und fertig.
 
 Brammenladung
Auch für die Gestaltung der Brammenladung sind Vorbild-Bilder von ThyssenKrupp eine wichtige Arbeitsgrundlage. Auf dem ersten Bild ist gut zu erkennen, daß die einzelnen Brammenlagen durch vergleichsweise dünne Dachlatten voneinander getrennt sind. Die Brammen sind haben unterschiedliche Längen und Breiten. Das zweite Bild zeigt dunkle und rostige "Längsstreifen" auf der Oberfläche und eine freihändige weiße Chargen-Beschriftung an den Stirnseiten der Brammen.
 
Bei einem Tag der Offenen Tür der HKM in Duisburg war ein Brammenwagen zu sehen, bei dem die Abmessungen der Brammen vermerkt waren: Länge der Brammen von 8.700mm bis 9.400mm, Breite der Brammen von 1.450mm bis 1.500mm und Dicke der Brammen 260mm. Das Gewicht der drei Brammen auf dem Wagen beträgt insgesamt 82.140kg - erstaunlich, wirkt doch dieses Häufchen Stahl auf der Ladefläche sehr verloren. In H0 ergeben sich dann folgende Abmessungen für die 1:87-Brammen: 3mm dick, 17mm breit, die Länge hängt von der Belastbarkeit des Wagens ab. Stahl wiegt etwa 7,85g pro Kubikzentimeter. Daraus ergibt sich, daß eine H0-Bramme umgerechnet 2,7t pro Zentimeter H0-Länge wiegt. Für die einzelnen Wagen erhält man dann (gerundet)
  • Rlmmp700: 54t entspricht 3 Brammen mit je 7cm Länge,
  • Sammp705: 80t entspricht 3 Brammen mit je 10cm Länge,
  • Sas710 und Sahs711: 89t entspricht 3 Brammen mit je 11cm Länge.
Also wurden insgesamt 30 Brammen mit einem umgerechneten Gesamtgewicht von 767t aus 3mm dickem Polystyrol geschnitzt. Die Längen variieren ein paar Millimeter um die Sollmaße, damit es nicht zu gleichmäßig aussieht. Geschnitten wurde mit der Ritz-und-Brech-Technik, anschließend wurden die Kanten etwas versäubert und die Plastikteile mit Spüliwasser entfettet.
 
Zunächst wurden Tamiya XF2 Weiß und XF18 Mittelblau im Verhältnis 2:1 gemischt und mit ein paar Tropfen Tamiya XF8 Blau abgetönt. Damit wurden die Plastikstreifen grundiert. Anschließend wurde eine Hälfte der übrig gebliebenen Mischung mit wenig Tamiya XF2 Weiß aufgehellt und die andere Hälfte mit Tamiya XF63 "German Grey" abgedunkelt. Mit diesen beiden Farbtönen wurden ein bis zwei diffuse Längsstreifen auf die Oberfläche gespritzt, mit dem dunkleren Farbton zusätzlich Flecken auf die Stirn- und Längsseiten. Anschließend wurden weitere, sehr diffuse Längsstreifen mit Tamiya XF64 Rotbraun aufgebracht.
 
Für den Metalleffekt wurden die Kanten mit der Metallfarbe "Edelstahl" von Gunze-Sangyo hervorgehoben (Drybrushing) und die Oberseiten mit der gleichen Farbe leicht gesprenkelt (Airbrush). Auf den Fotos ist der Metalleffekt leider nicht zu erkennen. Nachdem die Farbe getrocknet war, wurde die Chargenbeschriftung mit einem weißen Gelstift aufgebracht. Die Dachlatten entstanden aus dünnen Holzprofilen von Pullmann.
 
 Die Wagen im Einsatz
Die Wagen erhielten Kadee- bzw. Starrkupplungen und sind nun für den Betrieb einsatzfähig. Endlich steht angemessenes Rollmaterial für die Bedienung des Stahlwerks zur Verfügung. Einsatzort ist die Halle für die Brammenverladung. Dort werden die vollen Wagen abgeholt und im Werksbahnhof zur Abfahrt bereitgestellt. Umgekehrt wird der ankommende Leerzug auf die drei Verladegleise aufgeteilt. Ein Videoclip zeigt die Bereitstellung eines mit Brammen beladenen Zuges, die Ankunft eines Zuges aus leeren Flachwagen sowie die Ausfahrt des Brammenzuges. Beide Züge sind mit Dieselloks der Baureihe 221 bespannt.
End of train